Vor über 15 Jahren eröffnete Aline Dold das GLASatelier in Winterthur. Nach ihren Lehr- und Wanderjahren in Lausanne, Canterbury GB, Köln DE wagte sie den Schritt in die Selbständigkeit. Ein guter Entscheid, wie sie heute rückblickend stolz bestätigen darf. Denn in dieser Zeit hat sie Meilensteine wie zum Beispiel das Dürrenmatt Fenster gelegt (2008) sowie an wichtigen internationalen Projekten mitgearbeitet und u.a. die europaweit bedeutendste Scheibensammlung restauriert (Rathaus Stein am Rhein SH).
Nationale und internationale Tätigkeit
Schwierige Rekonstruktionen standen in diesem Jahr an. 2011 beschädigte der Hagelschaden das Fenster in der Stiftskirche Notre-Dame de l'Assomption Romont im Kanton Freiburg. Nach ausgiebigen Debatten innerhalb der Denkmalpflege stand fest, dass das Fenster des bekannten Malers Alexandre Cingria nicht als sichtbar geflickt, sondern in Annäherung an seinen Malstil restauriert werden soll. Die Schwierigkeit war, dessen Malstil in seiner Spontanität und der Kombination mit der Komplexität der angewandten Technik wieder herzustellen. Cingria hatte nicht nur die Vorder- und Rückseite einer Glasscheibe bemalt, sondern malte auf zwei Scheiben, um die Tiefenwirkung zu verdoppeln. Der Hagel zerstörte gewisse Partien des Fensters bis zur Unkenntlichkeit. In tausend Stücke waren einzelne Bereiche zersplittert. Eine gute Vorlage oder Fotografie in Farbe gab es nicht. Es war ein Puzzle. Aline schaffte es, Konturstriche, Farbverläufe und Glasstufenätzungen (eingravieren in die farbigen Glasoberflächen) originalgetreu nachzubilden. Ebenfalls beschäftigte sie über vier Monate die Restaurationsarbeit an der europaweit bedeutendsten Scheibensammlung im Rathaus Stein am Rhein.
Eintauchen in die Gefühle des Künstlers, um ein maximales Ganzes zu erreichen, ist sehr wichtig. Einer solchen Herausforderung stellte sie sich 2008 bei der Neuschaffung von Friedrich Dürrenmatts Kirchenfenster in Konolfingen. Ein Jahr zuvor konfrontierte Charlotte Kerr, die Witwe des Dichters und Zeichners Friedrich Dürrenmatt, die Kirchgemeinde Konolfingen mit dem Wunsch, der Kirche ein Fenster nach einer Federzeichnung von Dürrenmatt zu stiften. Aus dem Wettbewerb – die Bedingungen waren, weder Farbe noch Form in der Umsetzung zu verändern – ging Aline Dolds Arbeit aus fünf Vorschlägen als Siegerprojekt hervor. Im Auftrag des Schweizerischen Fachverbands für Glasmalerei, unter der Leitung von Glasmaler Werner Weyhe, Lausanne, gestaltete Aline Dold ein in Grautönen gehaltenes Fenster. Als Vorlage diente die in Schwarzweiss gehaltene Federzeichnung «Apokalypse II». Die Zeichnung vollendete Friedrich Dürrenmatt kurz vor seinem Tod 1989. Es ist ein biblisches Bild, das die Hoffnung auf die Auferstehung am Ende aller Tage illustriert. An der Einweihung machte ihr ein enger Freund Dürrenmatts das schönste Kompliment: „Hätte Dürrenmatt zu Lebzeiten ein Fenster von seiner Zeichnung anfertigen lassen, dann hätte er das genau so umgesetzt.“
Netzwerk und Austausch zu neuen Techniken sind für die Glasmalerin von grosser Bedeutung. Als Vertreterin der Glasmalerei in der Schweiz wirkte sie bei der internationalen Studie „Epoxidharz“ mit. Es ging darum, geeignete Kunstharze für die Klebung bei Restaurationen Glasscheiben zu entwickeln. In diesem Projekt fanden sich Personen aus renommierten Häusern in Köln, Canterbury, Glasgow und Triest. Bereits bestehende Kontakte waren im Erfahrungsaustausch sehr hilfreich.
Eigene Projekte
2016 und 2017 waren intensive Jahre. Nebst dem Umzug aus Dinhard ins Eigenheim an der Rundstrasse in Seuzach gestaltete die Künstlerin zwei Skulpturen nach den Vorstellungen von Privatkunden aus Seuzach und Welsikon. Erstmals schmelzte sie 35 kg Glas an einem Stück. Über zehn Tage dauerte der Prozess. Eine grössere Ausstellung für die Zürcher Kantonalbank gehört ebenfalls in diese Zeitachse. Kleinere Aufträge wie das Anfertigen von Wappenscheiben, Schriftenmalereien und Eigenkreationen gehen mit den übrigen Arbeiten einher.
Berufliche Weiterbildung und persönliches Engagement
2007 bis 2009 und 2012 machte Aline Dold eine Ausbildung als Kunst-, Mal- und Gestaltungstherapeutin. Nicht die Ausübung einer therapeutischen Funktion war das Ziel, sondern die Umsetzung ihrer Vision, die Verbindung zwischen dem künstlerischen Schaffen und dem Menschen neu zu beleben, sozusagen als Dialog mit der Seele.
“Jeder Mensch hat künstlerische Fähigkeiten, ob es beim Anziehen, Dekorieren, Schreiben oder Kochen ist. Kreativität ist für jedermann erlernbar. Jede Person, die sich darauf einliess, bestätigt mir diese Erfahrung. Im kreativen Schaffen liegt das unendliche Potential jedes Einzelnen.”